Prävention
zur Verhinderung von Exklusion im Zuge der Inklusionsverordnung
(Juni 2015) des Saarlandes
"Gesundheit und Wohlbefinden von Heranwachsenden hängen in hohem Maße mit ihren gesellschaftlichen Chancen zusammen. Ungleiche Lebensbedingungen beeinflussen die körperliche, psychische und soziale Entwicklung von Kindern und Jugendlichen." (13. Kinder- und Jugendbericht 2009: 33)
1. Schulsituation
Die aktuelle Schulsituation ist im Schulprofil beschrieben.
2. Maßnahmen
Bereits im frühen Kindesalter
werden die Grundlagen für ein gesundes und beschwerdefreies Leben gelegt.
Psychische Auffälligkeiten, Übergewicht und Misshandlungen gehören zu den
zentralen Herausforderungen, denen wir uns als Schule neben unserer pädagogischen
und erzieherischen Arbeit täglich stellen müssen. Neben der Ansprache der
Eltern erfordern frühe Hilfen auch die Zusammenarbeit und Vernetzung vieler
verschiedener Akteure. Diese reichen vom Jugendamt über Kindertagesstätten
über Arztpraxen über uns als Schule bis hin zur Kinder- und Jugendhilfe.
Armut, Migration sowie geringes Bildungsniveau und lange Arbeitslosigkeit
der Eltern sind zentrale Risikofaktoren für eine gesunde seelische, soziale
und körperliche Entwicklung von Kindern.
3a. Auswirkungen: Gesundheit sozial benachteiligter Kinder und Jugendlicher Stand: September 2013
Soziale Benachteiligung und schlechte Gesundheitschancen bei Kindern und Jugendlichen bedeuten:
Dem was
bereits zahlreiche Studien (z.B. : kiggs-studie) und die Forschung (Kooperationsverbund
Gesundheitliche Chancengleichheit) belegen, wollen wir schnellstmöglich gezielt
entgegenwirken. Da sich zum Schuljahr 2015/2016 die Schulleitung, aber auch
teilweise die Lehrerschaft an der GS Rastpfuhl neu gefunden hat, möchten wir
uns im Zuge der neuen Inklusionsverordnung schnellstmöglich auf den Weg machen
entgegenzuwirken. Teilweise gelingt uns dies durch ein hohes Maß an Engagement.
Für die kommenden Jahre wollen wir ein Konzept entwickeln, das gezielt auf
der Grundlage der "Handlungsempfehlungen des Kooperationsverbundes zur
Stärkung von Kindern in belasteten Lebenslagen"(1)
basiert. Zudem möchten wir aber auch eigene Erfahrung und Kenntnisse miteinbringen,
sowie ein stets auf das Kind individuell angepasstes Förderkonzept entwickeln.
In den Handlungsempfehlungen wurden in den vergangenen sieben Jahren von Seiten
des Kooperationsverbundes Kenntnisse und Erfahrungen gesammelt, wie Kinder
und Jugendliche in schwieriger sozialer Lage gesünder aufwachsen können. Dieser
hat Handlungswissen ausgewertet und die Umset-zung unterstützt, sowie diese
Erfahrungen gebündelt.
Die Erfahrungen des Kooperationsverbunds zeigen, wie Jungen und Mädchen in
ihren Lebenswelten erfolgreich Anregungen und Chancen für die Entwicklung
ihrer Potentiale bekommen können - ob in der Familie, im sozialen Umfeld,
in der Kindertagesstätte oder bei uns- in der Schule. Der Kooperationsverbund
hat anhand von zwölf Qualitätskriterien Good Practice-Angebote identifiziert,
denen es gelungen ist, besonders belastete Kinder und Familien in ihren Ressourcen
zu stärken. Jungen und Mädchen können dadurch einen gesunden Lebensstil entwickeln.
Ihnen eröffnen sich bessere Zukunftschancen. Wir wollen nun diese Qualitätskriterien
gezielt auf den Bedarf unserer Kinder umformulieren, um hier ebenfalls "Good
Practice-Angebote" heraus zu identifizieren. Das Ziel soll sein: eine
bessere und wirksamere Prävention und Begleitung für Grundschulkinder, die
wegen ihrer sozialen Lage am stärksten auf Gesundheitsförderung angewiesen
sind. Ebenfalls soll ein Ziel sein, unser Konzept so transparent zu gestalten,
dass es sich auf weitere Institutionen, die sich mit Kindern beschäftigen-
wie zum Beispiel Kindertagestätten, Kinderheimen, Weiterführende Schulen-
übertragen lässt.
Die Qualitätskriterien (2):
1) Einrichtung eines Snoezelraumes
Der
Snoezelraum(3) : Zur ganzheitlichen Förderung sowie
zur körperlichen und seelischen Entspannung für Menschen jeden Alters
Das Snoezelen ist seit einiger Zeit fester Bestandteil ganzheitlicher Förder-
und Therapiekonzepte für Menschen in allen Entwicklungsstufen vom Kleinkind
bis zu hochbetagten Senioren in den unterschiedlichsten sozialen oder medizinischen
Einrichtungen.
Aus den niederländischen Worten "snuffelen", was so viel heißt wie Schnuppern,
und "doezelen", was dösen, schlummern bedeutet, wurde "Snoezeln". Snoezeln
(gesprochen snuzelen oder snuseln) wurde in den 70er-Jahren für mehrfachbehinderte
Menschen in den Niederlanden entwickelt. Aus der Idee des besonderen Förderangebots
für Menschen mit individuell sehr unterschiedlichen Bedürfnissen wurde ein
multifunktionales Konzept: der Snoezeln-Raum.
In einer angenehm gestalteten Raumatmosphäre, die eine Überreizung ausschließt,
werden ganz gezielt Sinnesempfindungen ausgelöst. Speziell ausgewähltes farbiges
Licht, Bilder, angenehme Düfte, Klänge und Musik ermöglichen Erfahrungen der
unterschiedlichen Wahrnehmungsbereiche. In individuell abgestimmter, regulierbarer
Dosierung wirken Licht, Klänge und Aromen entspannend, aber auch aktivierend.
In dieser ruhigen Atmosphäre entsteht eine sowohl körperliche als auch seelische
Entspannung, die Wohlbefinden erzeugt, Ängste nimmt, Tätigsein ohne Ablenkung
ermöglicht und die Lernfähigkeiten in besonderer Weise anregt.
Das Snoezeln ist eine Methode der Ruhe und Entspannung und findet immer mehr
Bedeutung und Akzeptanz. Allgemein ist bekannt, dass Kinder im Alltag vielen
Reizen ausgesetzt sind. Im Laufe ihrer Entwicklung lernen die kleinen Jungen
und Mädchen, mit all diesen Umwelteinflüssen umzugehen. Hierbei kann ein Snoezelenraum,
mit ausgewählten Einrichtungselementen, neue Möglichkeiten zur Strategieentwicklung
für Kinder, Erzieher und Eltern schaffen.
Das soziale Umfeld hat einen wesentlichen Einfluss auf eine gesunde Entwicklung.
Es sollte abwechslungsreich sein und alle Möglichkeiten zu einer individuellen
Entfaltung bieten. Denn Kinder erleben täglich neue Dinge und setzen all ihre
Sinne beim erforschen ihrer Umgebung ein. Sie hören, schmecken, sehen, riechen
und spüren. So werden vielfältige Erfahrungen gemacht.
Aus diesem Grund sollten auch Situationen geschaffen werden, in denen man
sich eine "Auszeit" nehmen kann. Ein Snoezelraum ist ein Schonraum. Hier werden
die vielen Außenreize gefiltert, um in entspannter Atmosphäre die Eindrücke
des Lebens in Ruhe verarbeiten zu können. Dies bietet einen Rückzugsort für
Kinder, aber auch deren Erzieher und Eltern. So lassen sich z. B. Probleme,
Ängste oder Freuden in einer gut durchdachten Umgebung besser ansprechen und
diskutieren.
Ein Snoezelraum bietet aber nicht nur Ruhe und Entspannung. Er ist ein multifunktionaler
Raum und bietet auch die Möglichkeit, neue Eindrücke zu erfahren. Voraussetzung
ist, dass die dort befindlichen Geräte gut ausgewählt werden und sich an den
Bedürfnissen der Kinder orientieren. Der Einsatz von Elementen wie z. B. Licht,
Wasser, Einrichtungsgegenständen, Wandgestaltung, u.v.m. kann gezielt eine
gewünschte Stimmung bewirken. Das "Snoezeln" ist ideal für Kinder, deren Entwicklung
gefördert werden soll - im Snoezelraum findet man die Zeit, sich dem Kind
zuzuwenden, ihm zuzuhören und ihm Vertrauen zu schenken. Es ist zu wünschen,
dass viele Kinder diese Erfahrungen durch einen Snoezelraum in ihrem Kindergarten
und ihrer Schule machen können.
Snoezeln in der Schule
Auffällige Verhaltensweisen bei Kindern und Jugendlichen wie Nervosität, Aggressionen und Schlafstörungen werden häufig als Symptome für Stress bewertet. Konzentrationsschwierigkeiten und Angst sind die häufigsten Ursachen für Versagen und Schulverweigerung. Terminpläne bestimmen den Tagesablauf, sodass aus den vielen unterschiedlichen Anforderungen schnell Überforderung werden kann, die einen aus dem Gleichgewicht bringt. Aus diesem Grund sollten Kinder und Jugendliche die Gelegenheit haben, ihren natürlichen Bewegungsdrang zu befriedigen, andererseits aber auch Ruhe und bewusste Entspannung zu erleben, um die innere Balance zu finden.
Durch einen Snoezelraum wird eine Umgebung geschaffen, die der Entspannung dient, Selbsterfahrungen ermöglicht und verhaltensregulierend wirkt.
Im schulischen Bereich werden Snoezeln-Räume zur gezielten Entspannung, zur Stimulation der Wahrnehmung und zum konzentrierten Lernen genutzt. Der farbige Sinnesraum und der Weiße Raum sind speziell eingerichtete Räume zum Snoezeln. Das Tagesgeschehen, grelles Licht, unangenehme Gerüche und Lärm bleiben draußen. Weiche Polster und Liegelandschaften laden zum Entspannen ein und bieten Rückzugsmöglichkeiten. Die Sinne werden gezielt angeregt.
Hierzu möchten wir das Konzept, das nicht nur die räumliche Ausstattung, sondern auch den Sinn und die Nutzung des Raumes beschreibt von Wehrfritz oder Sport Thiemen übernehmen. Um allerdings einen solchen Raum adäquat auszustatten und zu gestalten, bedarf es einer genauen Planung mit der Unterstützung von Fachleuten.
2) Einrichtung eines Time-Out Raumes
Der Time-Out Raum: Beruhigt und schützt bei unkontrollierbaren Aggressionsphasen
Dieser besondere
Schutzraum bietet geistig oder emotional beeinträchtigten Menschen die Möglichkeit
sich in unkontrollierbaren Aggressionsphasen davor zu bewahren, sich selbst
oder andere zu verletzen. Hierfür gehen die betroffenen Personen für wenige
Minuten in den Time-Out-Raum. Diese Aktion soll dabei keinesfalls als Einsperren
oder freiheitsentziehende Maßnahme gelten. Es geht vielmehr darum, die auffälligen
Personen aus dem jeweiligen reizüberflutenden Umfeld herauszunehmen. Nur so
können sie wieder zu sich finden und ihr Verhalten analysieren.
Die Time-out-Technik
findet vor allem bei Störung des Sozialverhaltens, oppositionellem Trotzverhalten
und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen Anwendung.
Konzept des Time Out Raumes (TOR-Raum)
Schüler
mit Beeinträchtigungen im emotionalen und sozialen Bereich haben im Schulalltag
häufiger das Bedürfnis nach räumlicher Distanz zum Unterrichtsinhalt, zu den
Mitschülern sowie zu den Mitarbeitern dieser Schule.
Die Schüler betreten das Schulgebäude nicht unbedingt mit Vorfreude auf den
Unterricht und den Schultag, sondern kommen häufig bereits mit unreflektierten
Erlebnissen aus ihrem familiären und sozialen Umfeld in die Schule. Aus Sicht
der Schüler können Unterrichtsinhalte zur Nebensache werden und der Drang
des Mitteilens und die Unsicherheit über diese unreflektierten Erlebnisse
steigen im Laufe des Vormittages an. Hinzu kommt noch, dass sie in unserer
Schule in der Regel auf Mitschüler treffen, denen es emotional ähnlich geht.
Das hat eine Potenzierung der Atmosphäre zur Folge. Um dem Schüler einen Schulvormittag
zu ermöglichen, an dem er offen ist für Unterrichtsinhalte und er einen Raum
vorfindet, in dem er seine diffusen Unsicherheiten mit professioneller
Begleitung thematisieren kann. Es entsteht ein angenehmer Raum mit
eigener Atmosphäre und es entwickelt sich ein neuer pädagogischer Ansatz für
unsere Schule.
Ziele des TOR-Raums
3) Schulung der
Lehrer und des Schulpersonals in der Arbeit im Snoezelraum und Time out Raum
4) Anschaffung
von Materialien, Literatur zur Gesundheitsförderung sozial benachteiligter
Kinder
Sobald zum Schuljahr 17/18 die Räumlichkeiten ausgestattet sind und das Schulpersonal erste Schulungen hatte, werden wir ein ausführliches Konzept zur Förderung der Kinder in den Räumen erstellen.
Momentan finden regelmäßige Planungsgespräche/-treffen zur Schulung des Personals statt. Mit Anti-Aggressionstrainern, Ergotherapeuten, In Balance Trainerin, Kontakten zum deutschen Snoezelverband, möchten wir im Laufe des nächsten Schuljahres 17/18 ein Konzept zur Förderung und Forderung der Kinder in diesen Räumlichkeiten ausarbeiten. Details zu der Umsetzung folgt.
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Quellenangabe: (1) http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/gesundheitsfoerderung-bei-kindern-und-jugendlichen/handlungsempfehlungen/empfehlungen/ (2) http://www.gesundheitliche-chancengleichheit.de/good-practice/good-practice-kriterien/ (3) www.isna.de, www.der-weisse-raum.info |